Wer die Zivilisation länger hinter sich lässt, kann beobachten,
dass Suchtverhalten sich auflösen, Gespräche sich verändern, Intuition zunimmt und Achtsamkeit wächst.
Robert Greenway
In einem von Stahl und Beton überzogenen Westeuropa existiert nur noch wenig ungeordnete Natur. In Deutschland umfassen derzeit nicht einmal 1 Prozent der Landesfläche Gebiete, in denen die Natur sich selbst überlassen wird.
Doch wir haben Sehnsucht nach dem Unberechenbaren, dem Kick und wann immer es geht, werden wir zu Freizeitabenteurern. Diese Sehnsucht bedienen geschickte Werbestrategen und in der Outdoor-Branche gibt es viele Scharlatane. Die einen bieten Rambokurse fürs Überleben, andere üben den Urschrei, um Naturgeister zu gewinnen, wieder andere rücken rücksichtslos mit Geländewagen durch unberührte Natur, um den Unternehmenserfolg zu sichern.
Wie werden wir aber der Wildnis wirklich gerecht?
Wildnis verlangt vom Menschen, nichts zu tun. Dies ist mit dem menschlichen Aktionsdrang schwer vereinbar. Für die Wildnis gilt daher, eine Kultur des kreativen Müßiggangs zu entwickeln, eine Wahrnehmungsschule, die wahrnimmt, ohne einzugreifen, ohne zu zerstören, ohne zu schädigen.
Die Wildnis, von der die Zivilisation immer sehnsüchtiger träumt, ist nichts anderes, als die Sehnsucht, zur eigenen Natur zurückzukehren. Die eigene Wildnis beginnt, wo die Sicherheit aufhört. Die Begegnung mit der Wildnis ist auch heute das, was sie immer war: eine Grenzüberschreitung, an der die Kultur wachsen kann.
Die Wiederentdeckung der Wildnis macht nur Sinn, wenn sie als Schule für ökologisches Bewusstsein, Therapie gegen Konsumsucht, Crashkurs zur ganzheitlichen Weltsicht und als Schatztruhe für neue Werte verstanden wird.