Presse- Artikel (4.4.2020 Mitteilungsblatt Bischofswerda)

Das Gold am „Goldenen Engel“ hat schon reichlich an Glanz verloren und das Hotel ist längst geschlossen, aber der Engel verneigt sich noch immer vor der Sonne am Haus gegenüber. Voll Ehrfurcht begrüßt er das Licht bei Tagesanbruch. Wird er von den Pilgern entdeckt, die am Markt in Bischofswerda eine kurze Rast machen, wünschen sie sich vielleicht einen Engel auf ihrem Weg, den sie bis zur nächsten Herberge bewältigen müssen. Nicht nur für die Pilger wird jeder Tag zu einer neuen Herausforderung. So hat auch jede Zeit ihre Höhen und Tiefen, die es zu bewältigen gilt. Die Stadt Bischofswerda kennt Schicksalsjahre, wie die mit der Pest, Stadtbränden, Plünderungen und sogar einem großen Erdbeben (1590). Auch wenn die Verluste und das Leid groß waren, das Vertrauen in die Zukunft war stärker. Hätten ihre Bewohner resigniert, so wäre Bischofswerda spätestens nach dem großen Stadtbrand von 1813 von der Landkarte verschwunden. Die Geschichte der Stadt hat daher viel mit dem Gruß des Engels zu tun. Er vertraut dem Licht und dem Leben, so wie die Bürger der Stadt nach jenen Schicksalsjahren.

Wer sich am Markt eine kleine Auszeit nimmt, wird zum Nachdenken angeregt: Wie beginne ich den Tag? Kreisen die Gedanken am Morgen schon um meine Sorgen oder bin ich dankbar, dass die Sonne wieder aufgeht und auch ich auf das Licht und das Leben vertrauen kann? Sicher wäre es gut, dem goldenen Engel mehr Beachtung zu schenken wenn wir am Markt unterwegs sind.